Videoüberwachung: WLAN oder Kabel (Ethernet)?
Oft wird suggeriert, dass WLAN-Überwachungskameras alle denkbaren Anforderungen erfüllen. Sie haben jedoch einige Nachteile, weswegen es bisher auch nur WLAN-Kameras im Endkundenmarkt, und nur selten in der professionellen Videoüberwachung, gibt.
WLAN-Kameras haben positive Seiten, jedoch auch negative.
Ob die Kamera Ihren Anforderungen genügt, sollten Sie sich bei der Entscheidung, ob eine WLAN-Überwachungskamera sinnvoll ist, folgende Fragen stellen:
Sie sollten auf WLAN verzichten, wenn … :
- Sie mehrere Räume, die nicht nebeneinander sind, überwachen wollen
- Mehr als 4 Kameras nutzen möchten, die an einen Rekorder übertragen
- Eine hohe Ausfallsicherheit benötigen
- Die Distanz zu hoch ist, um einen guten WLAN-Empfang zu haben
- Auf eine sehr gute Bildqualität Wert legen
Wenn eins hiervon zutrifft, kommen WLAN-Kameras nicht in Frage.
Meistens ist die Reichweite des WLAN-Netzwerkes nicht hoch genug um alle Kameras abzudecken – hier können WLAN-Repeater Abhilfe schaffen. Auch entsteht eine erhebliche Last im Funknetzwerk bei 4 oder mehr Kameras; hinzu kommt die Anfälligkeit für Störungen, die im „Standard-WLAN“ 2,4GHz-Bereich auftreten können. Bei konstanter Aufnahme muss man eventuell mit Einschränkungen im privaten Heimnetzwerk rechnen, wenn das Video nicht direkt auf einer Speicherkarte gespeichert wird.
Weitere Nachteile sind Kanal-Überlagerungen im Frequenzband und eine höhere Angriffsfläche bzgl. der Netzwerksicherheit.
Häufig: Aufnahme-Qualität schlechter als Kabel-Kameras
Das größte Nachteil ist aber die verminderte Bildqualität. Um Videodaten über WLAN übertragen zu können, müssen diese stark komprimiert werden. Diese Komprimierungen sind die letzten Jahre aber sehr gut geworden. Dennoch kann via Kabel mehr übertragen werden. Etwa das Rohmaterial in 4k-Auflösung statt FullHD.
Daher sind viele WLAN-Kameras von der Bildqualität einer Netzwerkkabel-Kamera in Sachen Bildqualität unterlegen. Diese Lücke wird aber immer kleiner und im privaten Bereich
Durch immer weiter fortschreitende Technik wird der Qualitätsverlust jedoch immer geringer. Daher gibt es auch Hersteller, die trotz WLAN gute Videoqualität bei Ihren WLAN-Kameras liefern.
Beschränkte Aufnahmedauer
WLAN-Kameras besitzen selten eine Anbindung an einen Rekorder. Sie haben meist eine integrierte Speicherkarte, auf denen die Aufnahmen gespeichert werden. Dies schränkt die Speicherdauer, je nach Größe des Speichers, mehr oder weniger stark ein. Einem Rekorder mit Festplatte ist diese Form der Überwachungskamera auf jeden Fall unterlegen. Zudem fehlen die Funktionen des Rekorders, wie etwa das Ansehen mehrerer Kameras gleichzeitig, oder die zentrale Steuerung aller Überwachungskameras.
Dieser Faktor verliert aber immer mehr an Bedeutung, da viele Kameras mit microSD-Speicherkarten betrieben werden. Durch den Preisverfall der Speichermedien, ist das langfristige Speichern mittlerweile zur Alternative im privaten Einsatz geworden.
Auch WLAN-Kameras benötigen Kabel
Oft wird außer Acht gelassen, dass WLAN-Kameras dennoch eine separate Stromversorgung benötigen. Es führt also (fast) immer ein Kabel zu einer WLAN-Kamera.
Durch PPoE „bekommt“ eine Ethernet-Überwachungskamera (Kabe-Kamera) ihre Stromversorgung durch das Netzwerkkabel (Power over Ethernet). Daher sind Kabel-Kameras überlegen, da PoE über Dutzende Meter funktioniert – wo es etwa keinen Stromanschluss für WLAN-Kameras gibt.
Es gibt zwar WLAN-Kameras mit Akkus oder Solarzellen, diese sind aber störanfällig und wartungsintensiv. Für den privaten Einsatz kann ein Einsatz aber sinnvoll sein, wenn die Voraussetzungen stimmen.
Bisher führten die Nachteile, verglichen zu den (kaum vorhandenen) Vorteile dazu, dass WLAN-Kameras im professionellen Sicherheitsbereich nicht primär eingesetzt werden.
WLAN: Vorteilhaft in Räumen und bei Kurzaufnahmen

Mittlerweile gibt es gute und preiswerte WLAN-Kameras mit Akkus.
Dort kann die drahtlose Technik mit eingebauter Akkupower die Stärken ausspielen. Oft wird auf eine microSD-Karte gespeichert, oder direkt an das Smartphone übertragen. Dadurch wird die Fehleranfälligkeit gesenkt, und das Netzwerk geschont.
Aber auch normale WLAN-Kameras können sinnvoll die Videoüberwachung ergänzen. Die Videoqualität hat sich extrem verbessert und die integrierte Speicherkarte lässt lange Aufnahmen zu. Gerade im Privatbereich ist das Verlegen langer Netzwerkkabel quer durch das Haus oder die Wohnung oft nicht möglich – da spielen WiFi-Kameras die Stärken aus.
Falls tatsächlich – etwa im Wohnzimmer – ein Raum mit ein oder zwei Kameras überwacht werden soll, kann eine WLAN-Kamera diese Aufgabe gut übernehmen.
Auch für ähnliche Aufgabenstellungen (kurze Aufnahmezeit, Flexibilität, Kompromisse bei der Videoqualität) kann eine WLAN-Kamera die richtige Wahl sein.